Gründung und Anfänge der WVO
Seit 1534 ist das Margelbrunnenwasser gefasst und speist unsere Dorfbrunnen. Als Brunnenvogt wird 1551 ein Heini Roth genannt. Die Nutzniesser der Brunnen bildeten seit 1811 eine Korporation von Dorfbrunnenberechtigten. Am Anfang bestanden 16 Brunnen mit ebenso vielen Rechten. Verschiedentlich wurde die Zahl der Brunnen vermehrt und die Rechte umverteilt. Ein ausgeklügeltes System in Teilstöcken konnte die entsprechende Verteilung gewährleisten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann unser Dorf sich längs einer Nord-Süd-Achse auszudehnen. Ab Mitte der neunziger Jahre setzte ein Aufschwung der Gewerbetätigkeit ein, begleitet und zum Teil mitbestimmt durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie 1899. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde klar, dass die vorhandenen Dorfbrunnen, Sodbrunnen und Quellen nicht ausreichen würden, um den wachsenden Bedarf an Haushalt- und Gewerbewasser zu decken.
Dieser Einsicht folgten Taten. In der zweiten Hälfte des Jahres 1902 bestellten 24 interessierte Einwohner eine „Wassercommission" mit sieben Mitgliedern aus ihren Reihen. Von Ende August bis Mitte Oktober fanden neun Sitzungen und Versammlungen statt. Am 15. November 1902 wurde die Wasserversorgungsgenossenschaft Oberdiessbach (WVO) gegründet.
Unter Beizug eines Spezialisten aus Bern wurde unter anderem auch das Quellgebiet Siebenbrunnen am Westabhang der Aeschlenalp besichtigt, das allen Anforderungen genügte. Bereits am 11. September 1902 hatte Gottfried Neuenschwander, vorerst als Privatmann, mit den Grundeigentümern Luginbühl und Walthert, Aeschlen, einen Kauf- und Dienstbarkeitsvertrag abgeschlossen, der ihm drei Quellen sicherte. Bald folgte eine vierte....
Entwicklung der WVO
1904
Kauf und Erschliessung der Quellen in der Kilchmatt (Gemeinde Aeschlen).
1910
Kauf der Quellen Reckiwil (Gemeinde Linden).
1913
Installation der ersten Fernmeldeanlage ("Läutwerk") zur Überwachung des Wasserstands im Reservoir Bittmoos.
1942
Kauf und Erschliessung der Quellen im Girizzenmoos (Gemeinde Aeschlen).
1945
Erschliessung der Quelle Schnabel.
1963
Erschliessung der Quellen Reckiwil.
1966
Installation einer vollautomatischen Leitzentrale im Gemeindehaus (Messung und Regelung).
1974
Sanierung der Quellen Siebenbrunnen.
1976
Errichtung von rechtsgültigen Gewässerschutzzonen in allen Quellgebieten (ausser Reckiwil).
1991
Gesamtsanierung der Reservoirs Bittmoos und Hauben.
2015
Gesamterneuerung der Leitzentrale im Gemeindehaus.
2017
Realisierung Notwasserverbindung Blattenheid (Pumpwerk Leimen, Verbindungsleitung nach Herbligen).
Die oben beschriebene Entwicklung der Primäranlagen der WVO ergab sich aus dem zunehmenden Wasserbedarf des wachsenden Dorfes. Der Ausbau des Leitungsnetzes folgte entsprechend der baulichen Entwicklung der Ortschaft in alle vier Himmelsrichtungen, wie die folgende Auflistung zeigt:
Kirchbühl 1921, 1930, 1937, 1948, 1952, 1957, 1958, 1963, 2020; Matte 1923 (Ringleitung), 1950, 1964 (2. Anschluss Spital); Oberdorf 1925, 1969 (Sekundarschule), 1975 (Ringleitung), 2016; Hübeli–Griengrube 1927, 1947; Freimettigenstrasse 1931, 1950, 1963, 2013; Rain 1943, 1961, 1962, 1967, 1975; Hauben 1945, 1961, 1966 (Erschliessung Obere Hauben), 1969, 1971-74, 1980, 1985, 1996, 2020; Hinterdorf 1945, 1969, 1980, 1985, 1991, 2001, 2003, 2018; Kreisegglen–Margelhohle 1947; Sägematte 1947, 1957, 1985; Schlupf 1947; Kächbrunnen 1957, 1985 (Ringleitung), 2015; Gumi 1957, 1968, 1977, 2009; Ziegelei 1959; Kirchbühl–Kreisegglen 1969 (Ringleitung); Kirchbühl–Söistutz 1972; Ribeli–Hohlenhaus 1987 (Ringleitung); Schlüsselacker/Hubelacker 1988, 1993.
Von anfänglich 26 Hydranten, 27 Hausanschlüssen und 7.5 km Leitungen entwickelte sich so das Versorgungsnetz der WVO auf den heutigen Stand von 197 Hydranten, ca. 1600 angeschlossenen Wohnungen/Betrieben und ca. 30 km Leitungen. Mit zahlreichen Querverbindungen ("Ringschlüsse") ähnelt es einem chaotischen Spinnennetz, wodurch es in der Lage ist, sehr viel Wasser sehr schnell an einen Punkt zu bringen.